Der meint es ernst, der Tennisballkiller. Dass jemand so ein Gummikern-Blutbad anrichten kann, ist schon etwas verwunderlich. Aber unter den Sälzer Tennisspielern wundert sich niemand mehr, über gar nichts seit dem Auftritt des Tennisballkillers....

Leseprobe/Erste Sätze

 

Der Tennisballkiller

 

„Eines Tages bringe ich euch alle um."

Das hat jemand mit rotem Filzstift auf den gelben Filzbelag eines neuwertigen Tennisballes in Großbuchstaben geschrieben, etwas krikelich und verfranzt, aber dennoch gut lesbar. Und das erscheint dem Tennissenior Friedrich Tiggerling zunächst wie eine ziemlich persönlich gemeinte Warnung, die ihm verständlicherweise Angst macht. Hat da jemand noch eine alte Rechnung mit ihm offen? Der ehemalige Immobilienhändler ist an diesem sommerlichen Morgen Ende April 2007 der erste auf dem Tennisplatz Nr. 1 des ortsbekannten und renommierten Tennisvereins an der Upsprunger straße in Upsprunge. Der gesamte Platz ist übersäät mit ziemlich übel zugerichteten Tennisbällen, auf der Sitzbank für die Seitenwechsel hat der noch rüstige Tennisopa diesen blutrotbeschriebenen Tennisball gefunden, als er seinen Tenniskoffer dort wie gewohnt abstellen wollte. Der über Achtzigjährige ist mit drei weiteren Ü80-Spielkollegen zum Sandplatz-Saisonstart-Doppel verabredet. Und ihm geht jetzt nicht nur richtig die Düse, sondern auch seine Pumpe beschleunigt wie ein PS-starker Sportwagen. Wie ein Schlachtfeld sieht der Centercourt aus, hier muss ein Verrückter gewütet haben, denkt Fritz Tiggerling, als er das ganze Dilemma wahrnimmt. Aufgeschnittene Tennisballhälften und -viertel liegen drucklos überall herum, die Innereien aus braunem Kautschuk sind deutlich zu sehen. Fein säuberlich vom Gummikern abgetrennte Tennisballskalpe bedecken die braune Asche wie grün-gelbliche Minipuppenperücken. Platt wie eine Briefmarke zerquetschte Tennisballscheiben ruhen wie Tellerminen am Boden. Völlig schwarz verkohlte und hitzeverschrumpelte Tennisbälle verteilen sich über den Platz, als hätte ein Köhler gerade einen Sack Eierkoks ausgeschüttet. Wieder andere Tennisbälle sind mit Plastikkäsestickern durchbohrt und mit roter Farbe beschmiert, als würden sie gerade verbluten. Noch ganz andere Tennisbälle haben glatte Durchschusslöcher von großem Kaliber. Und am Ballfangzaun im Maschendraht baumeln überall an kurzen Schnüren aufgehängteMarionettenfiguren aus Tennisbällen wie hingerichtet an einem Galgen. Senior Tiggerling ist überglücklich, als endlich seine Doppelpartner auf der Vereinsanlage erscheinen. Über zweihundertvierzig Jahre Lebenserfahrung schleichen auf ihn zu, Franz Thöne reagiert als erster auf diese seltsame Bescherung, er hat wohl noch die besten Augen der vier.....

 

Weiterlesen können Sie die Geschichte in einer Sammlung meiner Kurz- und Kürzest-Krimis samt Gruselreimen, die in Kürze in meinem Online-Buch-Shop erscheinen wird.

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© Autor Wolfgang Pache