Ein Kunstlehrer gräbt ein Gartenbaukunstwerk aus und die Vergangenheit eines alten Mannes um. Einige Leichen erblicken dabei wieder das Licht längst vergangener Welten.

 

Leseprobe:

 

...Werner Schümgel benötigte mehrere Versuche, bis er den Künstler auf dem Steinefriedhof antraf und persönlich kennenlernte. Es war wieder nach einem unspektakulären Schultag wie viele andere, als der Kunstlehrer auf spannende Unterhaltung hoffte und in der Gartenbaukunstaustellung vorbeischaute. Heinrich Happe kniete auf der Erde und war gerade dabei, ein neues Steinegrab anzulegen. Der Lehrer sah den kleinen alten Mann mit Hut in grüner Latzhose und schwarzen Gummistiefeln zuerst nur von hinten, beschleunigte seinen Schritt, weil er Angst hatte, der Mann könne ihm wieder entschwinden. Werner Schümgel ist bekannt für sein freches, ironisches Mundwerk, konnte sich auch hier nicht bremsen, er nahm kein Blatt von den vielen herumliegenden vor den Mund, warum auch. Er liebte es, die Menschen zu provozieren, etwas aus ihrem Inneren heraus zu kitzeln.
„Guten Tag, der Herr, wen begraben Sie denn jetzt  schon wieder?"
Ein von Falten und sicher viel Sonne zerfurchtes, fast schwarzes Gesicht schaute ihn zunächst verständnis- und teilnahmslos an. Dann folgte aber schnell eine Antwort, die auf geistige Frische schließen ließ, die Lehrer Schümgel aus so einem biblisch alten Männergesicht nicht erwarten konnte:
„Eine meiner tausend schlechtesten Erinnerungen."
Das klang sehr zynisch, desillusioniert, dachte Werner Schümgel, selbst etwas enttäuscht, das passte irgendwie nicht zu dem Schaffensdrang, der sich in den vielen Gartenbaukunstwerken ausdrückte. Er hatte einen ent-schlossenen  Kreativator, einen eisernen Ideenschmied erwartet.
„Graben sie doch zur Abwechslung einfach mal eine schöne Erinnerung aus ihrem Gedächtnis. Für mich sind ihre Kreationen schon seit Wochen Gegenstand allerschönster Erinnerungen. Machen Sie das alles allein?"
“Sie sind ja auch noch jung, da darf man noch Hoffnung haben. In meinem Alter und meinem Schädel ist nicht viel Schönes übrig geblieben. Ich gehe auf die Neunzig zu. Was glauben sie, was ich alles erlebt habe?"
Auf jeden Fall viel, dachte der gerade mal halb so alte Kunstlehrer, wer so alt wurde, habe sicher auch viele geliebte Menschen überlebt. Und mindestens einen Krieg erlebt. Die Kriegserinnerungen scheinen gerade im Alter wieder aufzuleben, das wusste er aus eigener Erfahrung mit seinem Vater und Schwiegervater. Die erzählten in letzter Zeit pausenlos irgendwelche Kriegsgeschichten. Ihn interessieren aber vorrangig die Kunstgeschichten, insbesondere die, die sich hier vor ihm ausbreitet.
„Sind diese Metallskulpturen auch von Ihnen?", wollte er wissen, um seine erste Frage zu bekräftigen....

 

Weiterlesen können Sie die Geschichte in einer Sammlung meiner Kurz- und Kürzest-Krimis samt Gruselreimen, die in Kürze in meinem Online-Buch-Shop erscheinen wird.

 

Druckversion | Sitemap
© Autor Wolfgang Pache